Berlin ist schön und hässlich. Ein Widerspruch? Die Realität.
Zwei Freundinnen, die ich in der Provinz im Südwesten „zurückließ“, können meinen Umzug nach Berlin nicht verstehen. Wie konnte ich mich für eine dermaßen hässliche und schmutzige Stadt (ihre Ansicht, nicht meine) entscheiden? Ich kann ihre Vorurteile einerseits verstehen. Sie kennen die Stadt kaum, waren höchstens für einen Kurztrip hier. Der erste Eindruck zählt offenbar, egal ob man einen Menschen kennenlernt oder in einer Stadt ankommt. Das passierte mir, als ich beispielsweise in Washington D.C. landete oder in Athen, um nur zwei Beispiele von Megacitys zu nennen, für die ich so gar keine Sympathie empfand. Zumindest der erste Eindruck schreckte mich eher ab. Doch ich gab diesen Städten eine zweite Chance, reiste wieder hin, schaute mir nicht nur die Hot Spots, sondern auch Gegenden jenseits der Stadtmitte an.
Um bei den beiden genannten Beispielen zu bleiben: Auch wenn ich mir immer noch nicht vorstellen kann, in Washington oder Athen zu leben, weiß ich, es gibt dort neben heruntergekommenen, verdreckten oder gefährlichen Teilen eben auch wunderschöne Straßenzüge. Das trifft vermutlich auf alle Metropolen der Welt zu.
Liebe Freundinnen, steigt ins Auto, nehmt die Bahn oder den Flieger nach Berlin. Unsere Hauptstadt ist alles zugleich: Laut und völlig leise, schmutzig und top gepflegt, bunt und trist, kalt und heiß. Was sie aber auf jeden Fall ist: keine Betonwüste. In fast jeder Straße stehen alte, hohe und im Sommer wunderbar Schatten spendende Bäume. In nahezu jedem Kiez findet man kleine oder kleinste Grünanlagen. Und natürlich gibt es Parks wie etwa den Tiergarten oder den Schlosspark Charlottenburg. Also kurz gesagt: Ihr müsst die Stadt nicht lieben, aber gebt ihr eine zweite Chance. Auf dem Rasen um die Ecke treffe ich morgens übrigens diesen neuen Freund.
Last modified: 6. Juli 2018