2020 werde ich häufiger entgiften.
Als ich als junge Journalistin ins Ausland reiste, gab es noch kein Mobiltelefon, das überall auf der Welt funktionierte. Wenn ich mich nicht im Hotel aufhielt, konnte man mich nicht erreichen. Viele Jahre später und mit der Gewissheit, überall auf Empfang sein zu können, erinnerte ich mich während meiner wochenlangen Reise in diesem Herbst zum ersten Mal wieder an das schöne Gefühl „unterzutauchen“. Das Mobiltelefon hatte ich bewusst permanent im Flugmodus belassen. Wo ich es wollte, loggte ich mich ins WLAN ein, wozu es allerdings oft stundenlang keine Möglichkeit gab. Wie damals freute ich mich bei dem Gedanken, dass niemand weiß, wo ich mich aufhalte oder was ich treibe. Ich spürte, wie gut es mir tut, eine Zeit lang allein zu sein, den Blick nach innen zu richten, um herauszufinden, was mir wirklich wichtig ist im Leben. Dieses temporäre Kontaktdetox genoss ich, niemand erinnerte mich an irgendeine Pflicht oder versorgte mich ungefragt mit Informationen, die ich gar nicht hören wollte.
„Unser Gehirn braucht nicht einmal im Jahr, sondern vielmehr regelmäßig Phasen, in denen es aufräumen kann“, sagt Dr. Volker Busch, Facharzt für Neurologie sowie Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsklinik in Regensburg. Diesen Rat nehme ich mit ins kommende Jahr. 2020 werde ich wieder alleine auf Reisen gehen. Ich hatte doch glatt vergessen, wie nah ich mir dabei selbst komme.
Last modified: 29. Dezember 2019