Etwas weniger Medienpräsenz, bitte!
Gibt man in der Googlesuche den Begriff „Virologin“ ein, ploppen kaum eine Handvoll inzwischen einige Wochen alte Beiträge hoch, in denen Virologinnen zu Wort kommen. Stattdessen endlose Ergebnisse, die uns an den teils konträren, manchmal polemischen Gefechten der aktuellen Götter der Wissenschaft teilhaben lassen. In den vergangenen Tagen erreichte das Röhren der Virologen-Alphatiere gar Boulevard-Niveau. Ich frage mich, ob die Herren nicht in der Abgeschiedenheit ihrer Labore mit Reagenzgläsern beschäftigt sein sollten, anstatt via Twitter und Interviews Kollegenbashing zu betreiben? Ihre Glaubwürdigkeit bei mir als Bürgerin ist jedenfalls stark gesunken. Was besonders tragisch ist, da der Gott dieser Götter als Souffleur für politische Entscheidungen Deutschlands fungiert.
Weshalb werden Virologinnen so viel weniger nach ihren fachlichen Erkenntnissen, ihrem Rat gefragt? Dass die Wissenschaftlerinnen sich nicht ungefragt in die Streitigkeiten ihrer Kollegen einmischen, verstehe ich nur zu gut. Wer fährt schon dazwischen, wenn ein paar Jungs im Sandkasten um die Schaufel streiten, um hinterher, wenn das Kriegsbeil wieder begraben ist, als doofes Mädchen beschimpft vom Spielplatz verjagt zu werden? Andererseits: Weshalb ergötzen sich die Medien am männlichen Imponiergehabe und verzichten auf das Know-how weiblicher Expertinnen? Auf auflagensteigernde Hahnenkämpfe kann ich als Leserin verzichten. Sachlich vorgetragene Erklärungen und populärwissenschaftlich aufbereitete Fakten halte ich dagegen für seriös und begrüßenswert.
Last modified: 30. Mai 2020