Ist es Frühling oder Pandemie?
Dieses verdammte Virus darf und wird uns und unsere Lebensfreude nicht brechen, auch wenn wir inzwischen überfordert sind, die Situation immer schwerer aushalten und es kaum mehr schaffen, uns selbst Mut zu machen im nunmehr zweiten Frühling seit Beginn der Pandemie.
Beim Aufwachen am Morgen höre ich vom Dach gegenüber den Gesang der Amsel. Wie schön, es ist Frühling! Durch die Gardinen dringt schon früh das Tageslicht. Wie schön, es ist Frühling! Nach einigen Tagen der Umgewöhnung an die Sommerzeit schaffe ich es endlich wieder zur gewohnten Zeit aus dem Bett. Wie schön, es ist Frühling! Ich öffne alle Fenster, übe Yoga und schalte das Radio ein. Was sich als Fehler erweist, wenn ich die Uhrzeit dabei außer Acht lasse. Zur vollen und halben Stunde werden Nachrichten gesendet. Das bedeutet, es ist für diesen Tag bereits vorbei mit der Freude am Frühling. Genau vier Wörter lang dauert es, dann liest die Sprecherin das Wort, das mir inzwischen die Laune verdirbt: Coronapandemie.
Vor einem Jahr mussten wir den Frühling in exakt der gleichen Lage aushalten. Bald kommt der Sommer und mit ihm endlose Debatten um Urlaubsreisen, Schwimmbadbesuche oder auch nur abendliche Spaziergänge. Der zweite Sommer, in dem Covid-19 die Regeln unseres Lebens bestimmen wird. Nach aktuellem Stand der kaum mehr nachvollziehbaren Verordnungen werden wir also selbst bei Sonnenschein und dreißig Grad im Schatten drinnen hocken müssen. Keine Ahnung, ob ich bis dahin endgültig zur Alkoholikerin oder zum Netflix-Junkie mutiere oder demnächst spät in der Nacht lauthals aus dem Fenster brüllen werde. Ich bin sicher, ich finde ein Ventil, um diese Situation zu überstehen.
Last modified: 17. April 2021