Die Kanzlerin hat wieder Reisepläne.
Darauf wartete ich schon so lange: Wann würde die deutsche Bundeskanzlerin wieder das tun, was sie am liebsten tut? Zig Bilder aus sechzehn Jahren Amtszeit offenbaren deutlich weniger tief hängende Mundwinkel, als wir Bundesbürger es gewohnt sind, sobald sich Frau Merkel auf einer Reise im Ausland den Fotografen stellt. Die Kanzlerin, man mag es ihr verzeihen, lebt außerhalb des Landes, dessen Regierung sie führt, sichtlich auf. Und nun ist es also nach einer Zeit der Abstinenz soweit: Mitte Juli trifft sie den amerikanischen Präsidenten im Weißen Haus. Pünktlich mit dieser Nachricht kam die Meldung, das RKI streicht die USA von der Liste der Corona-Risikogebiete. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt. Meine erste Reaktion war Ärger angesichts dieses Zufalls. Dann schalt ich mich. Was sollte das? Hatte ich nicht auf genau dieses Zeichen gehofft, endlich raus, meinen auf Eis gelegten Plan reaktivieren und nach Santa Fe zurückkehren zu können? Angela Merkel wagt sich aus der Sicherheit ihres Büros im Kanzleramt auf die politische Weltbühne des Oval Office. Das werte ich als Startschuss. Ich werde das Sofa verlassen und meine Reise in den Wilden Westen terminieren.
https://www.sueddeutsche.de/politik/international-merkel-besucht-biden-am-15-juli-im-weissen-haus-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210611-99-952405
Last modified: 11. Juni 2021