Wer in die USA einreist, wird als potenzieller Dieb eingestuft.
Nach einigen Wochen in den Vereinigten Staaten von Amerika, etlichen Flügen und Zwischenstopps mit ebenso vielen Sicherheitskontrollen, bei denen ich das Gefühl hatte, nicht Menschen, sondern Maschinen zu begegnen, ziehe ich einen zugegebenermaßen höchst subjektiven Schluss, weshalb das Bemühen der Amerikaner, ihre Grenzen zu sichern, in meinen Augen bisweilen fast hysterisch erscheint.
Ich bin ein Mensch, der sich eine Meinung bildet. Das mag möglicherweise manchmal zu schnell geschehen, zu drastisch ausfallen und nicht von jedermann akzeptiert werden. Allgemeine Zustimmung zu erlangen ist auch keineswegs mein Ziel.
Mein Eindruck aufgrund jenes allzu deutlich gezeigten Sicherheitsbedürfnisses wird gespeist aus diversen Erlebnissen mit Grenz- und Zollbeamten der USA. Sie begegnen Fremden mit dem überzogenen Misstrauen und der Angst eines Diebes vor seinesgleichen.
Die Amerikaner raubten und besetzten das Land der Ureinwohner und erklärten es zu ihrem Eigentum. Sie sperrten die Native Americans weg und ließen sie auf kleinen Stücken des riesigen Kontinents mehr oder weniger menschenwürdig leben. Die Amerikaner zerrten Frauen, Männer und Kinder mit roher Gewalt aus ihrer afrikanischen Heimat, nannten sie ihren Besitz und taten mit ihnen, was immer ihnen beliebte.
Allerdings gab es DIE Amerikaner überhaupt nicht. Vielmehr waren es durchweg Europäer – allen voran Briten, Niederländer, Deutsche, Spanier – die den nordamerikanischen Kontinent als ihr Territorium ansahen. Und diese – weißen – Amerikaner, die eigentlich diebische Europäer sind, richten bis heute über jeden Menschen, von dem sie mutmaßen, er könnte ihnen ihr gestohlenes Land wegnehmen wollen.
Das lässt mich als Europäerin nachdenklich werden. Sollte ich mich für meine Ahnen schämen, ehe ich über Sicherheitsbeamte urteile?
Last modified: 19. November 2019