Einreiseverbot? Nicht für mich.
Als hätte ich es geahnt: Reisen wird in diesem Sommer alles andere als lustig. Die Mahnung, den Urlaub in Deutschland zu verbringen, ist schon jetzt ein schlechter Witz. Ehrlich wäre gewesen, uns zu verpflichten, während der Ferien im eigenen Bundesland oder Kreis zu bleiben. Es ist absehbar, dass wir Berliner sowieso in Kürze auf dem Index der anderen Bundesländer landen. Also bleiben wir klugerweise, wo wir sind: in Berlin.
Auf Berge steigen ist ohnehin nicht mein Ding. Der bayerische Ministerpräsident kann also beruhigt sein, ich werde keine Viren in seine weißblaue Idylle einschleusen. Und die Inseln in Mecklenburg-Vorpommern locken mich ebenso wenig. Die Bewohner können aufatmen, die gefürchtete Virenschleuder bleibt in der Hauptstadt.
Wie dankbar bin ich einmal mehr über meine Fantasie. Wenn ich keine Lust zum Lesen habe und bevor mich die Reisereportagen traurig stimmen, beame ich mich mittels Stift und Notizblock fort. Ich steige auf Berge und fühle am Gipfel angekommen keinen einzigen Schweißtropfen auf der Stirn. Stundenlang sitze ich ohne jede Sonnenbrandgefahr am Strand und schaue aufs Meer. Und ich denke mir Menschen für meine Geschichten aus, die mich weder ängstlich beäugen noch sich wünschen, ich wäre geblieben, wo ich herkomme: Zuhause.
https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/corona-toennies-urlaub-reisen-100.html
Last modified: 24. Juni 2020