Wer sagt, nach dem Tod sei alles vorbei?
Am vergangenen Sonntag endete mit dem Totensonntag das Kirchenjahr der evangelischen Kirche. Mit diesem Tag konnte ich eigentlich nie wirklich etwas anfangen. Ich empfand ihn als bedrückend, traurig und dunkel, wenn die Familie zum Friedhof ging, um auf den Gräbern unserer verstorbenen Verwandten Kerzen anzuzünden.
Während in unserer Kultur der Tod weitgehend tabuisiert ist, feiert man in Mexiko die Toten, wie die Schweizer Autorin Milena Moser in ihrem aktuellen Buch auf sehr persönliche Weise beschreibt.
„In Mexiko freut man sich auf den Tag der Toten wie auf keinen anderen. Denn an diesem Tag sind die Muertitos, die geliebten Verstorbenen, zu Gast. Der Tod ist immer da, ist Teil des Lebens und des Alltags, wird nicht versteckt und nicht tabuisiert. Man spricht über ihn nicht im Flüsterton und man wechselt nicht die Straßenseite, wenn man einem Hinterbliebenen begegnet. Das ist der Unterschied zwischen der mexikanischen und der europäischen Kultur“, erklärt die Schriftstellerin. „Victor-Mario Zaballa, ein mexikanischer Künstler, ist selbst schwer krank, aber voller Lebenslust. Er weiß: Die Toten haben die beste Zeit ihres Lebens. Wir müssen nicht um sie trauern, wir können uns darauf freuen, eines Tages mit ihnen ein fröhliches Wiedersehen zu feiern.“
Das schöne Leben der Toten, Milena Moser mit Victor-Mario Zaballa,
Kein & Aber Verlag
Last modified: 26. November 2019