Es war einmal

von Schreiben

eine Idee, die eine Geschichte hätte werden können.

Das neue Jahr ist kaum einen halben Monat jung, und ich habe schon etwas Wichtiges gelernt. Etwas, das ich hätte nicht lernen müssen, das ich seit Langem weiß und mir nun wieder passiert ist: Ich habe eine Geschichte verloren.
Vor ein paar Tagen stand ich im Bad, die Zahnbürste im Mund, auf einem Bein balancierend (das mache ich, um die Zahnputzminuten als weniger langweilig zu empfinden). Während dieser kleinen akrobatischen Hygienesession hatte ich die Idee zu einer Geschichte. Nicht nur einen Anfang oder eine Figur, sondern eine komplette Kurzgeschichte. Das kommt äußerst selten vor. Meist entstehen Fragmente in meinem Kopf oder ich entdecke eine Figur oder einen Gegenstand, dem ich gedanklich nachhänge und der sich dann manchmal zu einer Geschichte entwickelt. Einen vollständigen Plot ersinnt vermutlich kein Autor auf die Schnelle, zumindest nicht während des Zähneputzens und auf einem Bein stehend.
Tja, und dann passierte, was passieren musste. Statt die Zahnbürste wegzulegen und wenigstens die Eckpunkte der kleinen Story rasch zu notieren, dachte ich doch tatsächlich, ich könne mir den Inhalt merken. Und vergaß dabei prompt, dass ich es besser wissen müsste. Die Gedankenspuren in meinem Kopf sind nahezu immer stark frequentiert. Will sagen, mir schießen zig Gedanken gleichzeitig durchs Gehirn. Wie soll da eine eben erdachte Short Story überleben? Als ich mich später vors Notebook setzte, war die Geschichte weg. Ausgelöscht. Verloren. Wie begeistert hatte ich sie empfangen, wie leichtsinnig wieder verspielt. Die Autorin Liz Gilbert, von der ich viel gelernt habe, sagt dazu, eine Geschichte verlasse den Autor, wenn er sich nicht um sie bemühe.

https://coleschafer.medium.com/why-writers-should-be-aware-of-ernest-hemingways-iceberg-theory-bd9f4e85fb66

Last modified: 12. Januar 2021

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