Mein Handtuch und ich, oder: Wie überstehe ich die Sommerhitze in der Stadt?
Habe Wäsche gewaschen. Schon wieder. Eine Maschinenladung Frottiertücher. Die Hundstage wollen in diesem Jahr kein Ende nehmen. Genau genommen dauern sie von Ende Juli bis Ende August. Doch in diesem Sommer begannen sie bereits vor Wochen, also wesentlich früher als üblich. Während der feuchten Schwüle der Hundstageperiode zu schwitzen wie in einer Sauna ist normal. Doch so viele Tage bei über fünfunddreißig Grad und Nächte bei mehr als dreißig Grad sind einfach zu heftig für mich. Es ist mein erster Sommer, den ich ohne Unterbrechung in Berlin verbringe. Kein Liegestuhl, kein schattiges Plätzchen unterm Baum, kein Mittagsschläfchen auf der Terrasse. Stattdessen herrscht in der Wohnung mediterrane Dunkelheit (nicht auszudenken, wir hätten die Jalousien nicht montiert), der Ventilator brummt vor dem Sofa und ich versuche zu schreiben bei gefühlt minütlich steigenden Temperaturen.
Unsere Wohnung sieht jetzt anders aus. Sie ist dekoriert mit Frottiertüchern. Überall liegen und hängen Handtücher herum, immer in Griffnähe, um den Schweißfluss einzudämmen. Der ist gewaltig und seit Wochen nahezu permanent.
Ein Handtuch besetzt jetzt dauerhaft einen Haken im Bad. Damit reibe ich meinen Nacken und Haaransatz trocken. Die Couch im Wohnzimmer ziert ein buntes Badetuch für den Rücken. Auf der Fensterbank in der Küche liegt ein kleines Gästetuch bereit zum Einsatz. Die Küche liegt auf der Südseite des Hauses, die Fensterfläche ist großflächig, die Sonne scheint von ein Uhr mittags bis abends um acht auf die Scheiben. In mancher Sauna dürfte es derzeit kühler sein. Nach dem Duschen flüchte ich mich auf das Handtuch, das nun als Husse den Stuhl in der Essecke ziert, stelle den Ventilator vor mir auf und versuche, das unvermeidliche Nachschwitzen zu verhindern, um die Körperlotion nicht auf der glitschig feuchten Haut verteilen zu müssen. Quer über meinem Kopfkissen im Bett drapiere ich allabendlich ebenfalls weichen Frottee. Die Haare meines Hinterkopfes sind zwar morgens völlig platt gedrückt und wirr, doch das Kopfkissen ist nicht feucht. Das spart keine Wäsche, ist jedoch ein deutlich angenehmeres Gefühl auf der Kopfhaut. Ach ja, und auf dem kleinen Tisch im Flur für Schlüssel, Handtasche und Co. liegt seit Neuestem ein Gästetuch bereit, mit dem ich Stirn, Schläfen und den Nacken noch mal abtupfe, bevor ich die Wohnung verlasse. Die Hundstage enden am 23. August. Mal sehen, wie viele Maschinenladungen Handtücher ich bis dahin noch waschen werde.
Last modified: 7. August 2018