„Der Literaturbetrieb hat ein Problem mit Frauen“, konstatierte Katy Derbyshire 2016. Auch 2018 ist jede Nachricht willkommen, die zeigt, dass Frauen als Schriftstellerinnen anerkannt sind.
„Es ist an der Zeit, beim Geschichtenerzählen Mut zu zeigen. Es ist an der Zeit zu sagen, dass wirtschaftliche Überlegenheit nicht moralische Überlegenheit bedeutet. Es ist an der Zeit für Männer, Bücher von Frauen zu lesen“, sagte die aus Nigeria stammende Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse.
Adichies Bücher werden weltweit verlegt. Die Autorin gilt als Anwärterin auf den Nobelpreis für Literatur. Diese Auszeichnung wird in diesem Jahr nicht verliehen, da der Ehemann eines Akademiemitgliedes zahlreicher sexueller Übergriffe beschuldigt wird. Anfang Oktober 2018 verurteilte ein schwedisches Gericht ihn wegen Vergewaltigung zu zwei Jahren Haft.
Im kommenden Jahr soll es wieder einen Nobelpreis für Literatur geben. Ich wünsche mir, es möge eine Frau wie Chimamanda Ngozi Adichie zu den Feierlichkeiten nach Stockholm reisen.
Kurz vor Eröffnung der Buchmesse wurde die in Berlin lebende Schriftstellerin Inger-Maria Mahlke mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. In einem kürzlich veröffentlichten Gespräch mit dem Journalisten und Autor Takis Würger erzählte die Autorin, ein normaler Arbeitstag beginne für sie mit Tränen. Sie stehe auf, trinke Kaffee, ziehe die zwanzig Jahre alte braune Jogginghose aus Nickistoff an, setze sich an den Computer, schaue auf den Cursor, dann kröchen die Zweifel in ihren Kopf. Zweifel an ihrem Text, an ihrem Weg und daran, ob sie Schriftstellerin sei. „Sie weint eine halbe Stunde lang, dann schreibt sie sechzehn Stunden durch. Sie hat Angst, eine Hochstaplerin zu sein, aber sie schreibt weiter, auch wenn die Angst sie aufzehrt“, berichtet Würger.
Der Deutsche Buchpreis führt ihre Selbstzweifel hoffentlich ad absurdum.
Last modified: 11. Oktober 2018