Dieses Thema hatte ich längst hinter mir gelassen. Dachte ich zumindest.
Im Urlauben (ich erlaube mir dieses Verb) bin ich ungeübt. Reisen bedeuteten für mich seit vielen Jahren meist Arbeit. Das machte Spaß und war fast immer spannend. Der Ich-starre-den-ganzen-Tag-aufs-Meer-Typ war ich nie. Diesen Zustand des Nichtstuns kann ich auch heute kaum ertragen, wie sich während des kürzlichen Strandurlaubs herausstellte. Viel schlimmer finde ich es allerdings, mich längere Zeit in der prallen Sonne aufzuhalten. Und hier komme ich zum Thema: Nachdem ich meinen Job als Beautyjournalistin aufgegeben hatte, dachte ich, niemals wieder über den Umgang mit UV-Strahlen zu schreiben. Dieses Problem hatte ich nicht mehr auf dem Schirm, bis ich in Kuba auf Sonnenanbeter der Kategorie „Hardcore“ stieß.
Es gibt sie also tatsächlich noch immer, Frauen und Männer, meist fortgeschrittenen Alters, die den Brathähnchenlook lieben. Selbst die Glatze bleibt hutlos, sie leuchtet in den ersten Urlaubstagen rot wie eine Ampel, um bis zum Tag der Abreise die Ästhetik von Hühnerhaut zu erreichen, die man kurz vor dem Verkohlen aus der Backröhre gezogen hat. Ich sah Gesichter, in denen man, kein Scherz, keinerlei Mimik, sondern lediglich die Augen in dem Einheitsdunkelbraun erkennen konnte.
Lasen diese Menschen nicht einmal die Blödzeitung, bevor sie sich in die Sonne legten, um sich allenfalls ab und an zu drehen, damit der Körper gleichermaßen gar brutzelte? Selbst jedes internationale Boulevardkäseblatt berichtet jedes Jahr wieder von den Gefahren durch UV-Strahlung. Waren die Gehirne möglicherweise bereits weggebrannt während endloser Bräunungsstunden? Oder handelt es sich am Ende um ein besonderes Lifestyleerlebnis, das diese Menschen fasziniert: Qualvolles Sterben durch unerbittlichen Hautkrebs.
https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/iblatt-uv-sonnenschutz.pdf
https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/ku_beratung/gesundheit/uv/information_node.html
Last modified: 25. Januar 2020