Am 25. und 26. August ist Tag der offenen Tür im Kanzleramt. Ich gehe nicht hin.
Seit Wochen lese ich unter jeder SMS einer Bekannten den gleichen Hinweis: „Übrigens, am 25./26.8. ist wieder Bürgerfest im Kanzleramt. Wäre sicher interessant für Dich.“ Keine Ahnung, weshalb sie mein Interesse, einmal Muttis Büro zu sehen, vorauszusetzen scheint.
Bisher drückte ich mich vor einer Antwort, bin mir allerdings sicher, dass ich weder am Samstag noch am Sonntag in der Willy-Brandt-Straße 1 vorbeischauen werde. Erstens mag ich die Architektur dieses von Helmut Kohl gebauten Klotzes nicht. Da er sich als Kanzler auf Lebzeiten begriff, schätze ich, er ließ sogar eine Gruft für sich im Keller errichten. Dort warten heute jedoch vermutlich Angela Merkels ungenutzte Kochbücher auf die Zeit nach ihrer Kanzlerschaft. Was womöglich bedeutet, sie verrotten, falls Mutti sich ebenso wie ihr ehemaliger Förderer für unersetzlich halten sollte.
Doch ich schweife ab. Der Tag der offenen Tür steht an. Neben dem Kanzleramt sind 14 Ministerien sowie das Bundespresseamt für die Bürger geöffnet. Das ist schön, viele Menschen werden der Einladung der Bundesregierung auch in diesem Jahr folgen. Womit ich bei zweitens bin: Menschenansammlungen sind mir unangenehm, ganz gleich, wo ich sie antreffe. Schlange stehen am Getränkestand, im Gedränge auf eine Vorführung warten, Menschen, wohin man sieht, bedeutet: Ich fliehe. Oder, wie am kommenden Wochenende: Ich mache mich gar nicht erst auf den Weg zu der Veranstaltung.
Meine Mitarbeiterin (und Ex-Agentin) Bella rät natürlich unbedingt zum Besuch im Kanzleramt. Man wisse nie, welche Kontakte man dabei knüpfen könne. Mein drittes, letztes und stärkstes Argument: Muttis Politik interessiert mich sehr. In welchem Stil sie ihre Machtzentrale eingerichtet hat, ist mir völlig egal.
Last modified: 23. August 2018