Alle haben zum Beginn des neuen Jahres etwas zu verkünden. Ich auch.
Streng gesehen halte ich nichts von guten Vorsätzen. An Silvester in Sektlaune verkündet, erweisen sie sich sämtlich eher früher denn später als Rohrkrepierer. Folglich verkneife ich es mir, von Pfunden zu schwadronieren, die ich unbedingt verlieren, Sportarten, die ich jetzt aber ganz bestimmt lernen oder Aufgaben zu erledigen, die ich seit gefühlten tausend Jahren erledigen will. Nichts von alldem geschieht, weil ich es mir am 31. Dezember eines Jahres vornehme. Vielleicht passiert es irgendwann völlig unerwartet, jedoch auf keinen Fall nach Ansage, während ich Lachshäppchen esse und das Feuerwerk am Himmel beobachte. Diesen Lernprozess habe ich nach meinen Dutzenden Lebensjahren abgeschlossen.
Und doch, 2022 ist ein Jahr, in dem wir alle nach wie vor fest im Griff dieser Covidsch… stecken, wenn ich das mal wenig wohlerzogen ausdrücken darf. Wir sind der Pandemie und ihren Begleitumständen überdrüssig, jeder aus einem anderen Grund und alle aus demselben. Ein paar kleine Anpassungen scheinen also hilfreich zu sein.
Deshalb werde ich in diesem neuen Jahr
die kleinen Freuden des Lebens noch bewusster genießen.
jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um den Kopf in den Leerlauf zu schalten.
Optimismus trainieren.
Damit diese Vorsätze überhaupt funktionieren können, schließe ich wann immer nötig Türen und Fenster und sperre die Welt um mich herum einfach aus, bis ich sie wieder ertragen mag.
https://www.spiegel.de/kultur/sibylle-berg-mein-wunsch-zum-neuen-jahr-a-a7e697da-f1a0-4287-8af4-eb69c36c9028
Last modified: 3. Januar 2022