Ich nenne es meinen Seelentröster.
Am 24. September war der Tag des Deutschen Butterbrotes. Ob wir diesen kuriosen jährlichen Feiertag tatsächlich brauchen, sei dahingestellt. Dennoch finde ich die zufällig in der Zeitung gefundene Notiz interessant. Schließlich begleitet mich die mit frischer Butter bestrichene Scheibe Brot schon mein Leben lang. Das „gute dunkle Bauernbrot“ kaufte meine Mutter jeden Samstag auf dem Wochenmarkt. In meiner Erinnerung war der mehrere Pfund schwere Laib riesig, den sie in der Speisekammer verstaute. Dieses Bauernbrot schmeckte herb, viel lieber mochte ich die Weißbrotscheiben, die es bei meiner Oma gab. Meine Mutter ließ sich allerdings auf keine Diskussion ein: Bei uns kam das gesunde Brot vom Markt auf den Tisch, basta. Von mehrfach gesättigten Fettsäuren, Kalorientabellen oder pflanzlichem Butterersatz hätte sie nichts gehalten. Brot und Butter galten als vernünftiges Grundnahrungsmittel. Außerdem konnte man es mit Marmelade bestreichen, eine Käsescheibe obendrauf packen oder es mit Salatgurke, Kresse oder Schnittlauch verzieren.
Und jetzt, Jahrzehnte später, könnte ich mir jedes Brot oder Brötchen gönnen, auf das ich Appetit habe. Doch die Erziehung meiner Familie wirkt noch immer. Wie einst, esse ich zu diversen Mahlzeiten eine trockene Scheibe Roggenbrot. Selbst Kartoffel- oder Nudelsalat kann ich mir ohne Brot kaum vorstellen. Anders verhält es sich mit dem Butterbrot. Das ist kein Beiwerk zu Suppe oder Salat. Eine Scheibe Butterbrot ist vielmehr: Es ist ein Seelentröster, weniger süß als Schokolade, aber genauso wirkungsvoll. Während ich langsam einen Bissen kaue, kann ich wunderbar nachdenken. Zum Beispiel über Themen für meinen Blog. Auf gar keinen Fall über mehrfach gesättigte Fettsäuren, Kalorientabellen oder pflanzlichen Butterersatz.
https://www.ecowoman.de/ernaehrung/essen/stulle-bemme-donge-das-butterbrot-der-regionale-klassiker-hat-saison-5080
https://www.in-form.de/wissen/tag-des-deutschen-butterbrotes/
Last modified: 1. Oktober 2021
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