November ist der NaNoWriMo
In diesem Jahr werde ich zum ersten Mal beim National Novel Writing Month (http://www.nanowrimo.org) teilnehmen. Die Aufgabe lautet, einen Roman mit 50.000 Wörtern in einem Monat zu schreiben. Zum Vergleich: Ein Buch von Stephen King zählt durchschnittlich 80.000 Wörter. Das bleibt aber der einzige Vergleich, den ich mir mit dem Thrillerautor erlaube, der Bestseller an Bestseller reiht und sich vermutlich noch nie an diesem kreativen Härtetest beteiligte.
Der NaNoWriMo wurde 1999 in den USA gestartet. Inzwischen nehmen alljährlich tausende professionelle und nichtprofessionelle Autoren aus der ganzen Welt an dem Projekt teil.
50.000 Wörter in einem Monat. Klingt viel, ist viel. Lange habe ich überlegt, mitzumachen, habe ob der gigantischen Zahl gezögert, die Idee schließlich verworfen. Doch in diesem Jahr denke ich: warum nicht? Was hält mich ab, den Versuch zu starten, eine Geschichte zu entwerfen, aus der danach vielleicht eine Buchveröffentlichung werden kann? Und mehr als den ersten groben Romanentwurf bekommt vermutlich nicht einmal Mister King innerhalb eines Monats hin, tröste ich mich vorsichtshalber im Voraus, falls ich den gewaltigen Wörterberg schaffen sollte.
Jetzt ist es Anfang Oktober, heute ist der fünfte, um genau zu sein. Und damit noch ein knapper Monat bis zum ersten November. Vom ersten bis dreißigsten November dauert der NaNoWriMo, exakt dreißig Tage, keinen einzigen mehr. Gerade noch Zeit genug, um Vorbereitungen zu treffen. Weniger bezüglich der Story, die ich schreiben will. Die trage ich schon lange im Kopf mit mir herum. Es ist die Zeit, um die ich mich sorge. Wie schaffe ich die Menge an Wörtern pro Tag? Teilt man 50.000 durch dreißig, ergibt sich eine tägliche Wörterzahl von 1667. Also rund die doppelte Anzahl, die ich gewöhnlich für einen Beitrag auf Mein blauer Lippenstift texte. Würde ich mir die Wochenenden freinehmen, käme ich auf eine tägliche Wortzahl von 2273.
Welche Rechnung ich auch aufstelle, es bleibt viel Stoff, der in die Tasten getippt werden will. Hard Core Writing. Da hilft nur jonglieren, Zeit abzwacken, Aufgaben verschieben, etwas weniger schlafen, fernsehen komplett streichen, ausgehen strikt begrenzen (oder ganz aufgeben während des November, was nebenbei auch noch Geld spart).
Eremitin auf Zeit
Wie stelle ich meinen Tagesablauf für einen Monat um, ohne mich vollständig zurückzuziehen, wenn die Möglichkeit ausfällt, mich vier Wochen lang in eine einsame Berghütte zu verkriechen?
Ich werde
- jeden Tag eine halbe Stunde früher aufstehen.
- am Wochenende zur selben Zeit aus dem Bett steigen wie an den Werktagen.
- mich nach dem Aufstehen ohne Umwege an den Schreibtisch setzen, um in den Schreibfluss zu kommen und die wichtigsten Gedanken notieren, die nachts oder frühmorgens entstanden sind.
- als mäßige Kaffeetrinkerin auch während des NaNoWriMo darauf verzichten, mich mittels höherer Dosis Koffein aufzuputschen. Das macht mich nervös, ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.
- meine morgendlichen Yogaübungen auf gar keinen Fall ausfallen lassen. Von der ersten kurzen Schreibtischsession geht es sofort auf die Matte. Das „Dankeschön“ meiner Schreibtischtäterinnen-Wirbelsäule ist mir gewiss.
- wenig schwere Nahrung zu mir nehmen, wie z.B. Fleisch, das lange im Magen liegt und ihm (und mir) Energie raubt.
- wenigstens am offenen Fenster regelmäßig Sauerstoff tanken und meinen Augen beim Blick in den Garten ausruhen lassen von der Bildschirmarbeit.
- Papier und Stift griffbereit neben dem Bett platzieren, um Ideen oder Gedankenblitze festhalten zu können.
- möglichst jeden Tag zur selben Zeit zu Bett gehen, um genügend Stunden Schlaf zu bekommen.
Als Zuhause-Arbeiterin nehme ich mir für den November zudem vor
- den Zustand der Fensterscheiben zu ignorieren, auch wenn es Sturzbäche regnen sollte.
- bevorzugt Yogakleidung zu tragen, die einerseits superbequem ist, mit der man am Schreibtisch lümmeln kann; die sich außerdem im Kurzprogramm für Sportkleidung waschen lässt und blitzschnell trocknet.
- meinen Partner mit der Einkaufsliste loszuschicken (was er, um ehrlich zu sein, sowieso die allermeiste Zeit erledigt).
- besondere Einkäufe, vor allem Kleidung, Schuhe, CDs und leider auch den Kauf von Büchern auf den Dezember zu verschieben.
- keinen Gedanken an die Adventsdeko zu verschwenden. Das muss in diesem Jahr bis nach dem 1. Advent warten.
Neben dem NaNoWriMo-Projekt müssen meine anderen Texte zurückstehen. So ist es vorgesehen, nur so schaffe ich diesen Test, bei dem es nicht um journalistisches Schreiben, sondern um Fiktion geht. Und auch wenn es sich lediglich um eine erste Rohfassung meines Romans handelt, ist es entscheidend, dass ich gedanklich konsequent in der Geschichte bleibe.
Unter Zeitdruck zu schreiben, ist nicht neu für mich. Doch Kreativität auf Abruf? Ist die Schreibblockade also vorprogrammiert? Nein, Miesepetergedanken sind tabu! Mein Novemberprojekt wird auf jeden Fall eine gute Übung sein, einen Roman „in Echtzeit“ zu verfassen.
Meine aktuelle Schreibstimmung: Voller Vorfreude
Der Lippenstift: „Pruim Avenue“ von Yves Saint Laurent
Last modified: 6. Oktober 2016